Zockers Nachtgebet

 

 
 

Mammon unser im Saldo,
geheiligt sei Deine Kaufkraft.
Dein Reich wachse, Dein Wille geschehe
wie an der Börse, so auch im Staate.

Unseren täglichen Bonus gib uns heute.
Verschone uns vor unsern Gläubigern,
wie auch wir bleiben hart unsern Schuldigern.

Und nerve uns nicht mit Verantwortung
sondern erlöse uns von dem Fußvolk.

Denn uns ist die Gier und die Macht
und die Unersättlichkeit
in Ewigkeit - Bingo

 
 
 
 
"Niemand kann zwei Herren dienen:
Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben,
oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten.
Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon."
 
 
- Mt 6,24 Lut
 
Quelle: Wikipedia



--- Erschreck ---
Des Teufels Meisterwerk?


Die erste Skizze für diese Vaterunser-Glosse hat mich keine zehn Minuten gekostet.
Man nehme einfach das Vater Unser und drehe alles um:

  • Gut gegen Böse
  • Helfen gegen Ausbeuten
  • Altruismus gegen Egoismus
  • Liebe gegen Gleichgültigkeit
  • Gott gegen den Mammon

Der Mammon als Gegenteil, als Gegenpol, als Gegenspieler Gottes?
Nannte man den nicht früher mal Teufel?
Gott sei dank hat sich nach der Aufklärung und den Kollateralschäden der Reformation sogar die Katholische Kirche vom Teufel verabschiedet - spätestens mit Schwester Faustyna.

Aber stellen wir uns vor, es gäbe den Teufel noch.
Denken ist ja nicht verboten, und Goethes Faust gilt auch heute noch als Meisterwerk.

Ich denke nicht an das kleine freche Kerlchen mit dem Herzchen am Schwanz, das keck dem Schicksal ein Schnippchen schlägt. Ich denke an den echten großen bösen Widersacher Gottes, der Menschen zu Unmenschen macht und Unheil über sie bringt.
Und ich wäre nun sein Assistent.

Ich suche also nach einem Geniestreich, um die Menschen auf einen Schlag um ihr Glück zu betrügen, Zwietracht zu säen und sie dazu zu bringen, sich gegenseitig umzubringen.


 

Ich sage Ihnen: Gier ist gut!
Handle nach der Maxime der Gier, und alles wird sich zum Guten wenden.

Und der Mensch nannte diese Maxime „Homo Oeconomicus”.
Die Herrschaft dieser Maxime nannte er „Markt”.

Er glaubte daran, und handelte danach, und lange schien sich auch alles zum Guten zu wenden.
Das Reichtum des Menschen an irdischen Dingen wuchs und wuchs –
für mache schneller, für manche langsamer.
Weit weg mag es welche geben, die ärmer wurden, aber die spielen nicht richtig im Spiel mit.

Und der Mensch lehrte:
So seht doch, der Markt ist gut.
Wer an ihn glaubt, dessen Reichtum wird wachsen.
Wer nicht an ihn glaubt, der wird arm bleiben, frieren und hungern müssen.

Und so wuchs der Markt über Jahre, Jahrzehnte, Generationen und Menschenleben hinweg.
Und mit ihm wuchs der Reichtum der Menschen, die an ihn glaubten.
Und die Menschen glaubten an den Markt.
Der Markt war richtig und gut.

Nur manchmal, da stieß der Markt an seine Grenzen.
Die Menschen wurden immer mehr und wollten immer mehr Reichtum.
Der Reichtum ihres Landes reichte nicht mehr, so daß sie in ein anderes Land gingen.
Doch auch dort wollten die Menschen mehr und glaubten, daß das richtig und gut war.
Und so wollten sie ihren Reichtum nicht mit den Eindringlingen teilen.

Beide glaubten an ihr Recht und daran, daß ihr Handeln richtig und gut war.
Und doch handelten sie gegeneinander, wurden Feinde und erschlugen sich.

Sagt mir, gibt es einen besseren Weg,
Zwietracht unter den Menschen zu säen,
selbst unter denen, die guten Willens sind,
als den Markt zu erfinden?


 
 

Gott sei's gedankt, daß ich kein Teufel bin!